Mit AGGLOlac die letzte Landreserve zubetonieren?

Nidau, 10. Mai 2019 – Medienmitteilung

Heute endet das öffentliche Mitwirkungsverfahren betreffend der Überarbeitung der Teilbaugrundordnung (TGO) „Weiteres Stadtgebiet“ in Nidau. Zwar wird das Projekt AGGLOlac in einer separaten TGO behandelt, allerdings sind den vorliegenden Unterlagen interessante Aussagen zum Projekt AGGLOlac zu entnehmen. Der Verein STOP AGGLOlac nimmt darum als einer der mitgliederstärksten Nidauer Vereine wie folgt Stellung:

  1. Wie anhand der Unterlagen zur Revision der TGO „weiteres Stadtgebiet“ deutlich aufgezeigt wird, hat Nidau kaum Baulandreserven. Die Bevölkerung in der Region (nicht nur in Nidau) wird in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Mit der Zubetonierung des Seeufers durch AGGLOlac würde die letzte Chance verbaut, für die Bevölkerung ein bereits heute existierendes Naherholungsgebiet aufzuwerten. Wo, wenn nicht am Seeufer kann die lokale Bevölkerung in Zukunft noch Sport treiben, sich erholen oder Events geniessen? Wo können sich Personen künftig noch kreativ tätig sein, die Stadt mitgestalten oder einen Platz finden, um eigene Projekte zu verwirklichen? AGGLOlac verbaut das Potential dieses  beliebten Naherholungsgebiets, was in der Revision der TGO „weiteres Stadtgebiet“ verschwiegen wird.
  2. Der Nidauer Gemeinderat ist nach wie vor fest davon überzeugt, dass der AGGLOlac-Perimeter mit einer „dichten Überbauung“ zubetoniert werden soll. Alternativen und Planänderungen ziehen die Nidauer Behörden offenbar weiterhin nicht in Erwägung, eine Diskussion mit STOP AGGLOlac wird nach wie vor nicht gesucht bzw. verweigert (siehe Antwort auf den offenen Brief).
  3. Der Nidauer Gemeinderat erwähnt mit keinem Wort den erheblichen Widerstand gegen AGGLOlac, der sich in den vergangenen Jahren gebildet hat. Unser Verein STOP AGGLOlac wird von den Nidauer Behörden totgeschwiegen. Wenigstens wird die Bewegung „Westast so nicht“ erwähnt, dies im Hinblick auf die  kontroversen geplanten Veränderungen im Gurnigel- und Weidteilenquartier. Westast und AGGLOlac haben ohne Zweifel eine Auswirkung auf das vorliegende Vorhaben zur Revision der TGO „weiteres Stadtgebiet.“ Dass beide Grossprojekte demnächst scheitern könnten, wird vom Nidauer Gemeinderat aber offenbar gar nicht in Erwägung gezogen. Dies  ist in unseren Augen undemokratisch und höchst unprofessionell. Mitwirkung bedeutet auch, dass die Politiker die Stimmen der Bevölkerung aufnehmen, verstehen und in die Projekte einfliessen lassen und konkret umsetzen, ansonsten droht eine gewisse Verdrossenheit gegenüber der Politik und den Behörden.
  4. Der Gemeinderat beschreibt im Erläuterungsbericht (S. 26), dass Nidau aktuell über 32’300 m2 unbebautes Bauland verfügt, davon liegen 23’500 m2 im Projektperimeter AGGLOlac. Mit der vorliegenden Revision der TGO „weiteres Stadtgebiet“ wird eine schrittweise, langfristige Innenverdichtung von rund 10% angestrebt bzw. ermöglicht (rund +750 Einwohner). Mit dem Projekt AGGLOlac hingegen würde sich die Einwohnerzahl der Stadt Nidau durch die Zubetonierung der letzten grossen Landreserve Nidaus innerhalb kürzester Zeit um 25% (+1’700 Einwohner!) vergrössern! Die Stadt Nidau hätte demnach nach der Realisierung von AGGLOlac fast 10’000 Einwohner und kaum mehr Raum für ein echtes Naherholungsgebiet für die Bevölkerung. Eine solche Entwicklung, die massive Einbussen bei der Lebensqualität der lokalen Bevölkerung zur Folge hätte, lehnen wir klar ab. Es stellt sich die Frage, wie mit den vorhandenen Ressourcen (Boden, Natur, Grünflächen) insbesondere in der Agglomeration haushälterisch umgegangen werden kann, sodass die Städte nicht zu Betonwüsten verkommen.
  5. Ein solch beängstigendes Bevölkerungswachstum hätte ohne Zweifel auch einschneidende Auswirkungen auf die Infrastrukturen der Stadt Nidau (Verkehr, Energie, Verwaltung, Schulen, etc.). Bislang verschweigt der Gemeinderat jedoch, welche Kosten durch AGGLOlac entstehen würden und wie diese Kosten die Stadt Nidau bezahlen kann. 

​Fazit: Nidau kann sich mit der vorliegenden Revision der TGO „weiteres Stadtgebiet“ sowie mit den bereits durch den Nidauer Stadtrat verabschiedeten TGO „Altstadt“ und „Guido Müller Platz West“,“ und mit den anstehenden Projekten auf dem Moser-Areal und dem Bahnhofgebiet qualitativ, schrittweise und massvoll nach innen weiter entwickeln, ohne dafür ein bestehendes Naherholungsgebiet zu zerstören. Ein massvolles Wachstum und eine punktuelle Weiterentwicklung der Gemeinde ist auch ohne das überdimensionierte AGGLOlac möglich! Erhalten wir unser Seeufer für die lokale Bevölkerung als Naherholungsgebiet – Darum STOP AGGLOlac!

Verein STOP AGGLOlac